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Tag 9
Alabama Hills - Death Valley - Pahrump
Kurz nach 6 Uhr raus aus den Federn - Kaffee und Kriegsrat.
„Hmm, sollten die Beiden doch Bescheid gegeben haben und es kommt ein Abschleppdienst, sollte einer von uns hier bleiben. Wer übernimmt
den Fußmarsch nach Lone Pine, wer bleibt hier?“
Da ich Fieber hatte und fast nicht aus den Augen sah, fiel das Los nach Lone Pine zu laufen – Hax´n hin oder her - auf Stefan.
Er präparierte sich mit Sonnenmilch und Käppi, steckte Wasser, Funkgerät, Handy (falls doch mal Empfang sein sollte unterwegs), einen Zettel
mit kurzer Beschreibung des Problems und unseren Koordinaten ein und lief los. Erst die Horseshoe Medow, dann die Whitney Portal entlang.
Ich sah ihm mit gemischten Gefühlen nach und versuchte dann, während ich das WoMo startklar machte, einigermaßen in die Gänge zu
kommen. Die Zeit verging absolut nicht, also schnappte ich mir Käppi, Wasser und Kamera und folgte Stefans Fußspuren bergauf Richtung
Straße. Puuuh, war ich fertig, „Was hatte ich mir nur eingefangen?“ so daß ich mich, oben angekommen gleich in den nächsten Schatten setzte
und erst einmal verschnaufte.
Es fuhren nun, zwar in großen Abständen aber immerhin, ab und an Autos vorbei, so daß ich die Hoffnung hatte, daß Stefan mit seinem
kaputten Haxen nicht allzuweit laufen mußte, bevor ihn jemand mitnahm!
So war es dann auch. Wie mir Stefan später berichtete, nahmen ihn auf der Whitney Portal recht bald zwei junge Männer mit, die von einem
Kletterausflug zurück kamen und ihn an der nächsten Tankstelle abluden, von der aus er die örtliche Garage, die auch den Abschleppdienst
übernahm, verständigen konnte.
Endlich - ca. 3 Stunden später - kam Stefan in einem Pickup mit Kranaufbau, mit John von Miller´s Garage angefahren. Der gute Mann machte
seinen Job schon seit 40 Jahren – man merkte es – denn innerhalb kürzester Zeit hatte er die dicke Berta am Haken, ein Stückchen
angehoben und ihr Hinterteil aus dem Loch gezogen.
Er zog das WoMo dann noch ein Stück hinauf, so daß auch das Vorderrad durch das Loch war, fuhr seinen Abschleppwagen aus dem Weg und
lotste Stefan rückwärts hinauf! „Geschafft, was für eine Aktion – meine Güte!“
Wir fuhren John nach Lone Pine zur Garage hinterher, machten dort mit Druckluft die Gasklappe wieder gängig (da hatte sich reichlich Sand
reingedrückt) und löhnten für die ganze Aktion 250,-$ *schluck* „Ob da wohl irgendeine Versicherung greifen würde, hmmm?“ Am nächsten
Geldautomaten füllten wir erst einmal wieder unsere Barreserven auf, tankten und versuchten, wieder Luft in die Vorderreifen zu kriegen –
„Herrje ist das kompliziert hier!“ ...
Im Anschluß kehrten wir, erleichtert, daß alles doch noch so gut geklappt hatte, bei Carls jr. zum Frühstücken ein.
Während des Frühstücks erzählte mir Stefan, daß ihm John von einer Familie berichtet hätte, die vor ca. zwei Wochen noch weiter in den
Bergen mit dem WoMo auf einen Felsen gefahren sei und die zwei Tage Fußmarsch hinter sich bringen mußten bis Lone Pine. Da verschluckte
ich mich doch fast an meinem Dr. Pepper Light, da hatten wir ja echt noch Glück gehabt.;-)
On the road again fuhren wir erst die 136er, dann die 190er Richtung Death Valley und sahen dabei die ersten Joshua Trees.
Meine Herren – die Strecke zum Death Valley ging es vielleicht kräftig die Berge rauf und runter, da hatte sogar der 10-Zylinder (immerhin
eine 6,8 l-Maschine) der dicken Berta ordentlich zu tun!
In einer Kurve zuckten wir mächtig zusammen, da es hinter uns im Wohnbereich laut schepperte?! “Was war das denn?”
Wir fuhren rechts an und sahen auch gleich, daß Berta ein neues Problemchen hatte. Bei beiden großen Schubladen unter den Sitzflächen
waren die Halteeinrichtungen kaputt und die Schubladen mit Karacho gegenüber an die Küchenzeile geknallt. Stefan sah sich die Sache an und
meinte: „Hmmm, da hat´s mehr Löcher als in einem Emmentaler, die Halter sind eindeutig nicht das erste Mal gerissen!“ Kurzes Kramen in der
Campingtasche förderte eine Rolle Super-Klebeband zutage, das die Schubladen an Ort und Stelle hielt, aber ob das a) dem Furnier gut tat
war die eine Frage, b) die andere, daß wir den Platz ja eigentlich brauchten und mehrfach täglich da ran mußten, …
Wir fuhren weiter, doch so etwa 10 Minuten später krachte es schon wieder gewaltig. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Also hielten wir
schon wieder an, suchten das Problem und wurden diesmal im Bad fündig. Die immer schon recht labile Halterung der Duschtüren (echte,
schwere Glastüren – totaler Schwachsinn in einem WoMo) war zerbrochen. „Noch Klebeband da?“ „Ja.“ „Her mit dem Zeug, HimmelAr…..“
Im Death Valley angekommen, hielten wir kurz nach dem Schild, daß anzeigt, daß man sich unter dem Meeresspiegel befindet an (kurzer
Kontrollblick aufs GPS – tatsächlich) und genossen die Aussicht.
Na das war doch mal was ganz anderes hier! … vor allem die Temperatur, es hatte sicherlich weit über 40 Grad, so daß wir wieder in die
klimatisierte Berta schlüpften und noch ein Stück weiter fuhren, wo wir unser Glück versuchten wollten, uns die Golden Canyons anzusehen,
ehe die Sonne direkt senkrecht darüber stand, doch wir waren ein wenig zu spät dran. Bei fast 50 Grad im Canyon zerflossen wir innerhalb von
20 Minuten fast und galoppierten zurück zum Parkplatz, wie übrigens alle anderen Anwesenden auch, es war einfach nicht auszuhalten.
Schade, das kann mal also leider wirklich nur ganz in der Früh machen.
Wir blätterten noch ein wenig im Reiseführer, wurden fündig und fuhren zum Artist-Scenic-Drive.
Ein absoluter Wahnsinn von Landschaft, wir waren total begeistert! Vor allem die Artist´s Plate hatte es mir angetan.
Ein kurzes Stück später wußten wir dann auch, weshalb Vehicle über 25 ft. auf dieser Straße verboten waren – wurde das kurvig und felsig! Ein
Traum für den Harley-Fahrer vor uns, ein Alptraum für Stefan, der Berta mit viel Gefühl um die Felsen herumtricksen mußte. ;-)
Wir überlegten dann kurz, hier im Valley irgendwo auf einer Campsite zu bleiben, aber nachdem wir uns zwei angesehen hatten, die durch die
Bank nicht einmal Schattendächer aufzuweisen hatten, beschlossen wir, uns nicht grillen zu lassen, sondern noch ein paar km in Richtung Zion
NP zu fahren und freuten uns auf einen entspannten frühen Abend.
Wir landeten kurz nach der Grenze von Nevada und nicht allzuweit von Las Vegas entfernt in Pahrump auf einer sehr gepflegten RV-Campsite,
die gleich neben einem Casino (!) liegt.
Nachdem unser Stellplatz dort nicht allzuweit vom Laundry-Häuschen entfernt war, nutzte ich die Gelegenheit, gleich mal drei Maschinen
Wäsche zu waschen. Das ist zwar profane Hausfrauenarbeit, aber die Ami-Maschinen mit Beladung von oben mal selbst zu nutzen, statt es nur
im Fernsehen zu sehen, war schon irgendwie witzig. Seltsamerweise sehen die viel größer aus, als sie sind und waschen für 6 Coins (Quarter)
grade mal 37 Minuten? Kein Wunder daß die Ami-Waschmittel alle Bleichmittel enthalten. Egal, es wurde alles sauber, roch nur irgendwie
ungewohnt, mit leichter Chlornote, wie alles dort, was mit Wasser zu tun hat!
Habe ich schon erwähnt, daß einem dort die Haut nach dem Waschen spannt wie Sau und den Gebrauch von Körpermilch zur dringenden
Notwendigkeit macht, wenn man nicht wegrunzeln möchte?!
Stefan erregte mal wieder Aufmerksamkeit, als er nur mit Schlappen, Unterhose und umgehängtem Handtuch Richtung Dusche marschierte –
„Stefan das kannste bei den prüden Amis nicht bringen, denen sind fast die Augen rausgekullert!“;-)
Irgendwie taten mir nun, außer daß das ganze Gestell von der Erkältung stöhnte, die ganze Zeit schon die Augen weh, vor allem das Rechte und
ich fragte Stefan noch, ob denn was zu sehen wäre „nöööö“ … Ich erschrak dann total, als ich beim Wäsche verräumen am Spiegel vorbei ging
„Du meine Güte, das rechte Auge ist ja total zugeschwollen! Wo sind die Augentropfen?“ Gleich mal rein damit, wurde aber absolut nicht
besser, die Augen brannten und spannten nur noch mehr!
Nachdem ich nun absolut nicht in Stimmung dazu und es auch schon relativ spät zum Kochen war, organisierte Stefan eine Pizza vom
Lieferservice über den Empfang, was hier wohl auch völlig ungewöhnlich war, da der Kommentar lautete „out of Season“. Die Pizza wurde nach
ner halben Stunde aber trotzdem brav geliefert und war echt lecker. Trotzdem schafften wir zu zweit die einzelne Pizza nicht, da ich mich
inzwischen so mies fühlte, daß ich kaum was runter bekam und so wanderten wir auch bald ins Bett.
Tag 10
Pahrump - Zion NP
Sehr früh am Morgen die Erkenntnis: „Mann, mir geht’s total miserabel, dickste Grippe und ich krieg die Augen schier nicht auf!“
Der Blick in den Spiegel bestätigte dann gleich meine übelsten Befürchtungen. Alles knallrot und total angeschwollen! „So können wir nicht in
den Park fahren, da muß ich erst zu einem Arzt.“ *Mist* Stefan fragte an der Rezeption nach und bekam die Auskunft, daß im örtlichen
WalMart ein Optiker-Laden sei, mit einem Augenarzt, sonst bliebe halt nur die Emergency. Düsten wir also in den WalMart, wo mich alle
ansahen, als wäre mir eine zweite Nase gewachsen. „Hey Leute, noch nie ne Schlägerei gehabt?“ grummelte ich vor mich hin.;-)
Wir kaufen Dies und Das ein, unter anderem Campingchemie, da auch diese Anzeige des WoMo´s mit den tatsächlichen Gegebenheiten nix zu
tun hatte, da es schon kurz nach dem dumpen wieder stank „wiad Sau“ und suchten nach dem Optiker, den wir (eh klar) am ganz anderen Ende
dann doch noch fanden, mit dem Hinweisschild, daß am Sonntag geschlossen sei!
„Mist – bleibt uns echt nur der Emergency Room!“ Hmmm, ich gucke ja zu Hause die Serie ganz gerne, aber selbst dort hin zu müssen, ist kein
Vergnügen. Dank Navi war die Notaufnahme schnell gefunden, ich meldete mich an (wobei natürlich die Kreditkarte das Wichtigste war) und
dann hieß es erst mal zwei Stunden Warten. Puuh, saßen da Gestalten rum, holten die Ihre Ersatzdrogen oder was? Nach ner Weile bekam ich
dann raus, daß zumindest einige wohl auf die Geburt eines Babys warteten, das auf sich warten ließ.
Dann knallte plötzlich die Türe auf und herein stürzte ein riesen Kerl, der stöhnte wie abgestochen und sich den Bauch hielt. Da kein Blut zu
sehen war tippte ich mal auf Blinddarm? Die Dame hinterm Tresen hatte jedenfalls die Ruhe weg und auch er mußte über ne halbe Stunde
warten.
Gefühlte Ewigkeiten später wurde ich dann von einer Krankenschwester aufgerufen, die in ihrem bunten, fröhlichen Kittel absolut wie aus einer
Fernsehserie entsprungen aussah. Erst ging sie mit mir einen Fragebogen durch, dann bekam ich das typische Krankenhaus-Armband verpaßt,
mußte einen Sehtest machen und wurde dann endlich ein Zimmer weiter geführt, wo ich mich auf einen Untersuchungsstuhl setzen konnte, der
von dem zweiten im Raum nur durch einen Vorhang getrennt war.
Der zweite Stuhl war denn auch bereits mit einer Frau belegt, die grade von einer Rangerin befragt wurde, da sie wohl zwei Tage vorher von
einer ihrer Katzen „einem wunderschönen, so braven, schwarzen Kater“ gebissen worden war und nun Fieber und Co. hatte, mit Verdacht auf
Tollwut oder sonstwas. Ich lauschte zwangsläufig ca. 15-20 Minuten der Unterhaltung, bis mein Doc kam. „Uuiuiui, viel sah ich ja nicht durch
meine Sehschlitze, aber daß dieser Doc ein Bild von einem Mann ist, war nicht zu übersehen!“ ;-) Etwas abgelenkt erzählte ich ihm die
Geschichte mit meinen Augenproblemen also nochmal, er sah mir in selbige und meinte „O.k., er würde gerne sicher gehen, daß keine
Schädigungen/Kratzer an der Netzhaut seien und dies noch untersuchen, ich würde bald von einer Schwester abgeholt“!
O.k., warte ich eben nochmal ein Weilchen, … „Nein, das glaub ich jetzt nicht!“ dachte ich mir einige Minuten später, als besagte Schwester
doch tatsächlich mit einem Wheel Chair auf mich zu kam und mich höflich bat, darin Platz zu nehmen! Gesagt – getan kutschierte sie mich doch
die unglaubliche Strecke von zwei ganzen Zimmern weiter den Gang hinunter „nicht zu fassen – die Amis!“
Nicht lange darauf kam der Doc zurück, tröpfelte mir gräßlich brennende Augentropfen ein und untersuchte mit einem Blaulichtstrahler meine
Augen. „Soweit alles o.k., alles gelb, keine Kratzer!“ meinte er dann und er würde mir ein Rezept ausstellen für ein Antiallergikum, da er sicher
sei, es handle sich um einen Allergie! „Na toll – im Urlaub – nach der Heuschnupfensaison – jetzt hab ich nicht nur ne Erkältung, sondern bin
hier auch noch auf irgendwas allergisch!“
10 Minuten später konnte ich mir am Empfangstresen gegen nochmalige Vorlage der Kreditkarte mein Rezept und die Quittung über „300,- $“
abholen, die Rechnung werde irgendwann zu uns nach Hause geschickt. „Respekt, 300,- $, die nehmens von den Lebenden!“
Ich ging nach draußen, wo Stefan schon ungeduldig wartete, als er mich sah, aber erst einmal breit grinste. Warum, ging mir dann im WoMo
auf, als ich die Sonnenblende herunterklappte und mich im Spiegel sah. *Uuups* - jetzt sah ich nicht mehr aus wie nach ner Schlägerei,
sondern wie nach ner OP – die Augen quittegelb und die Haut rundum schön orange-gelb leuchtend! „Na ganz toll!“ ;-)
Der nächstgelegene Drugstore war dann wo? Genau, im WalMart! Also zurück MarschMarsch.
Dort unter den forschenden Blicken der anderen Kunden ab zum Drugstore-Tresen, alle Personalien angegeben, bis mich die nette Apothekerin
fragte, ob ich denn wirklich genau diese Tropfen haben wolle? „Ähmm wieso, bzw. wieso nicht?!“ Tja – das war echt der Knaller, die
verschriebenen Tropfen seien Rezeptpflichtig und würden 125,-$ kosten, während der gleiche Wirkstoff, unter einem anderen Produktnamen
für 9,90 $ herging! „Nicht zu fassen!“ Stefan stöberte einstweilen auch herum und fand zwar keinen Schnupftabak, (schwanden seine Vorräte
doch sichtlich) aber eine riesige Flasche Schnupfenspray für 7,- $, die dann auch gleich noch gekauft wurde. Danach landeten wir mal wieder
bei Carls jr. zu einem späten Frühstück/frühen Mittagessen, daß ich mit aufgesetzter Sonnenbrille auf der Nase verzehrte.;-)
Dann verließen wir Pahrump (Stunden später als geplant) endlich in Richtung Zion Nationalpark.
Nach dem „normalen“ Highway ging es dann auf die Interstate 15. *Wow* – hier war also endlich mal so eine Riesenstraße, mit den großen,
verschlungenen Über-/Durchfahrtsstraßen, die uns kurz darauf durch Las Vegas führte.
Nuuun, zur Mittagszeit – mal ganz ehrlich – absolut kein berauschendes Gefühl bzw. Anblick.
Mächtig viel Verkehr, alles Beton über Beton, … wir waren froh, als wir durchgefahren waren und sich die Interstate weiter in die Ferne vor
uns ausrollte.
Wir blieben bis auf einen kurzen Tankstop auf der Strecke und bogen erst bei La Verkin („uui, wir sind ja schon im dritten Bundesstaat, in
Utah“) Richtung Zion ab. Dort am NP-Gate angekommen, leider die schlechte Nachricht, daß alle Campsites im Park besetzt seien und wir uns
einen Platz außerhalb des Parks zur Übernachtung suchen müßten. Schade, aber es half ja nix – drehten wir also um und fuhren zurück nach
Springdale, dem letzten Örtchen vor dem Park und steuerten dort den großen RV-Platz an, der zum Glück noch ein paar Plätze frei hatte.
39,- $ für Full-Hook-Up (also Wasser-Zulauf und -Entsorgungen und Strom am Platz) + 5,95 $ für ein Paket Feuerholz waren zwar ganz schön
happig, aber Hauptsache war für uns, daß wir nach den ganzen Aufregungen des heutigen Tages nun endlich angekommen waren und der
entspannte Teil beginnen konnte.
Der erste Platz, den wir zugewiesen bekommen hatten, war jedoch derart eng, daß man nur vor der Motorhaube die Stühle aufstellen konnte
und an eine wenig Privatsphäre kein denken war, weshalb wir nochmal nachfragten und dann auch problemlos einen neuen, größeren Platz am
Rand zugewiesen bekamen, auf dem wir uns gleich heimisch fühlten, trug er doch die Nr. B17, wie die Bundesstraße bei uns zu Hause, gleich
ums Eck!
Wir machten einen kurzen Spaziergang zum Virgin River, der die Campsite auf der einen Seite begrenzt und wirklich sehr schön ist und gingen
im Anschluß duschen. Zwischenzeitlich stand die Sonne schon sehr tief und wir grillten unser in Pahrump gekauftes Bison Steak, das
sensationell lecker schmeckte. Dazu gab´s Salat und mariniertes Grillgemüse, von dem ich gleich mehr machte, damit es auch für den nächsten
Abend reichte. Nachdem der Abwasch erledigt war, setzten wir uns gemütlich vors WoMo, denn die Temperatur war noch herrlich angenehm.
Kurze Zeit später bekamen wir unerwartet Besuch von unseren Nachbarn, Blake und June, die mit einem Glas Wein in der Hand anmarschiert
kamen. Die Beiden standen mit einem riesengroßen Phaeton (10 m oder länger) links von uns, gegen den unsere dicke Berta richtig handlich
aussah. Wir hatten mit den Beiden dann einen netten, kurzweiligen Abend, der noch die eine oder andere Flasche den Kragen kostete, die
abwechselnd mal von uns, mal von den Beiden spendiert wurde. June kam dann irgendwann mal noch mit Schokolade und Chips an, und sie
erzählten munter vor sich hin. Sie seien nun seit 4 Jahren verheiratet und wohnen in Las Vegas. Er hätte eine 20 jährige Tochter, war früher
mit der Air Force 6 Jahre in Deutschland stationiert gewesen, würde nun aber als Pilot für eine private Fluggesellschaft arbeiten … und wenn
wir auf dem Rückweg nach Las Vegas kämen, sollten wir uns doch uuunbedingt das Geld für ein Hotel sparen und bei ihnen wohnen … alles sehr
nett … bis wir spät wie die Steine ins Bett fielen.
Tag 11
Zion NP – Glendale
Hui – erst gegen 9 Uhr klappten wir die Augen auf und gleich wieder zu – nicht nur, weil in meinem Fall mich die Allergie noch fest am Wickel
hatte, sondern weil Stefan einen dezenten Haarspitzen-Katarrh hatte. Ich hatte eh schon seit Tagen Kopfschmerzen, da kam´s jetzt auch
nicht weiter drauf an. ;-)
Wir frühstückten also erst einmal in Ruhe und waren schon startklar als bei Blake und June die Hunde aus dem Wagen sprangen, gefolgt von
einem schwer angeschlagen aussehenden Herrchen bzw. Frauchen. Wir hielten noch einen kurzen Ratsch, tauschten Adressen und
Telefonnummern aus, dann ging´s für uns erst mal in den Ort, um im Grocerie Wasser und Brot zu kaufen und im Liquer-Store den Vorräte-
Schwund des Vorabends auszugleichen, wobei ich mir auch gleich unauffällig noch ein T-Shirt gönnte. ;-)
Auffällig war, daß es entlang der Hauptstraße viele Rock Shops gab, die Mineralien in allen möglichen Farben und Größen boten. „Wenn nur
nicht immer das Problem mit dem Gepäckgewicht wäre, dann würden wir hier einige schöne Exemplare für zu Hause finden!“
Trotz der vielen Versuchungen am Wegesrand hielt uns nichts mehr und ab ging´s zum Park Tor, wo wir dank unseres Annual-Passes ja wieder
keine Eintritt bezahlen mußten, für den Tunnel auf der Strecke (der nur in Blockabfertigung befahren werden kann) jedoch trotzdem mit 18 $
zur Kasse gebeten wurden.
Das Wetter war bei Weitem nicht mehr so schön wie am Vortag und die Wolken vermehrten sich zusehends, aber wir waren fast unerwartet
höchst entzückt vom Zion Nationalpark. Eine absolut fantastische Berglandschaft in herrlichen Farbtönen breitete sich vor uns aus! Sogar der
Fahrbahn Belag paßte farblich, war er doch auch in dunklem Rot gehalten.
Da man in den Zion Canyon nur mit Shuttle-Bussen fahren kann, bogen wir nach rechts ab, auf den Zion-Mount Carmel Highway. Die Straße
schraubt sich dort in Serpentinen den Berg hinauf, die Sonne spitzelte immer wieder zwischen den bedrohlich aussehenden Wolkenbergen
hindurch und sorgte so für ein Licht- und Schattenspiel, daß uns völlig in den Bann zog.
„Warum haben wir für den Zion eigentlich nicht mehr Zeit eingeplant?“ wunderten wir uns – hmmm, weil die Berichte die wir zu Hause gelesen
hatten, der Schönheit dieses Landstrichs absolut nicht gerecht wurden vermutlich!
Eine wahre Wunderwelt der Farben und Steinformationen …wir hielten bei jeder sich für unsere dicke Berta bietenden Gelegenheit an,
wanderten durch trockene Flußbetten, Schluchten und auf großen Felsplateaus und hielten dabei immer schön Ausschau, ob sich nicht vielleicht
doch ein Berglöwe entdecken ließ - 1A Urlaub!
Die Tunneldurchfahrt gestaltete sich mit einem WoMo unserer Größe dann erwartungsgemäß interessant! ;-)
Wir durften nach einer relativ kurzen Wartezeit von vielleicht 15 Minuten, während der ein Ranger das Ticket kontrollierte und uns nochmals
nachdrücklich darauf hinwies, daß die Durchfahrtsgeschwindigkeit nicht verändert und unter gar keinen Umständen angehalten werden dürfe.
Hmm, versteht sich bei Blockabfertigung irgendwie von selbst dachten wir uns, war aber für so manchen Fahrer wohl immer noch nicht
nachdrücklich genug, da einige tatsächlich bei den Durchbrüchen (durch die man die Berge in der Tat fantastisch Aussichte hatte) im
Schneckentempo dahin krochen oder einfach gemütlich anhielten.
Im Anschluß an den Tunnel dauert es leider nicht mehr lange, bis der Parkausgang erreicht ist, was wir wirklich bedauerten, doch schließlich
würden noch so einige Parks mehr folgen, die sicherlich auch viel zu bieten haben würden, dachten wir uns und fuhren auch schon auf dem
Highway 89 dem nächsten Nationalpark entgegen, dem Bryce Canyon.
Wie immer, wenn es besonders schön ist, verflog auch an diesem Tag die Zeit im Nu und da es schon wieder später Nachmittag war hielten wir
im Nieselregen, der zwischenzeitlich eingesetzt hatte, Ausschau nach einem Campingplatz und wurden bei Bauers RV Site in Glendale fündig.
Die Rezeption samt Personal war recht rustikal, inkl. Tabak spuckendem älterem Herrn im Hintergrund, aber alles freundlich. Wir hatten mehr
oder weniger freie Wahl bei unserem Stellplatz, der erfreulicherweise auch guten Fernsehempfang bot, den wir gut gebrauchen konnten - da
der Weg zum Waschhäuschen und retour eigentlich auch schon einer lausig kalten Dusche nahe kam – und sich weitere Outdoor Aufenthalte
für diesen Tag definitiv erledigt hatten.
Wir amüsierten uns köstlich über so manche, bei uns gern gesehene Soap, die im Original noch witziger sind und staunten, daß der
terrestrische Empfang hier solch ein gutes Bild lieferte.
Auch den kleinen Grill, den wir uns an der Rezeption geliehen hatten, schrieben wir für diesen Abend ab, denn es schüttete zwischenzeitlich
wie aus Eimern und ich war mir sicher, die eine oder andere Schneeflocke dazwischen entdeckt zu haben, so daß wir zum ersten Mal die
Heizung anwarfen.
Puuh – nach ordentlich Mief und reichlich Staubmullen dröhnte die dann los und wärmte uns nach einem Weilchen auch leidlich auf, doch wurde
die Luft so trocken daß wir sie nicht durchlaufen lassen konnten. Außerdem war sie derart laut, daß der Lautsprecher vom Fernseher keine
Chance hatte.
Wir nutzen die Zeit dann auch noch für das angebotene, kostenlose WLAN, um uns mal wieder per Skype zu Hause zu melden, Emails zu
checken und nach der Wettervorhersage für die nächsten Tage zu suchen, die *OhOh* nicht besonders rosig war.
Tag 12
Glendale - Bryce Canyon NP – Kodachrome NP
Puuuh, die Nacht war nicht der Brüller oder … irgendwie schon, denn wir hatten zwei Optionen zur Auswahl: Frieren (da der Vermieter des
WoMo´s wohl davon ausging, daß eine hauchdünne, quadratische Fleece Decke doch nun völlig ausreichend war), oder, direkt unter dem Bett,
die Heizung ans Ohr dröhnen zu lassen, so daß wir leicht gerädert ziemlich früh aufstanden und erst einmal Mal Richtung Red Canyon fuhren,
wobei wir uns unterwegs mit einem schönen großen Kaffee und einem Muffin eindeckten.
Kurz darauf graute der Morgen – im wahrsten Sinne des Wortes – denn es regnete in Strömen, war bei einem böigen Wind saukalt, einfach
absolutes „Igitt-Wetter!“
Gegen 8 Uhr waren wir im Bryce Canyon NP angekommen und schon auf den ersten Kilometer von der Schönheit dieses Park eingenommen,
der ja neben dem Grand Canyon als der spektakulärste Park des Südwestens gilt.
Der Himmel war inzwischen aufgerissen und strahlte zwischen den Wolken in intensivem Blau, doch waren es noch immer keine 5 Grad,
gepaart mit eiskalten Windböen, so daß man nach wenigen Minuten völlig durchgefroren war und sich unsere Stops nicht allzusehr in die
Länge zogen.
Am Parkplatz zwischen Sunrise-/Sunset-Point angekommen packten wir uns deshalb möglichst warm ein und marschierten los.
Am Plateaurand angekommen wehte uns der Wind fast weg - so daß ich mich schon fragte, warum ich Depp eigentlich das Stativ dabei hatte
– und hatten das Gefühl jeden Moment festzufrieren! Wir hielten jedoch brav in beide Richtungen durch und versuchten schniefend unser
Bestes, die Aussicht zu genießen, boten doch die rötlichen, hoch aufragenden Felsnadeln, „Hoodoos“ genannt, einen wirklich spektakulären
Anblick, der die Fantasie anregte. (Der Reiseführer verriet zu den Hoodoos die Info, daß die Ureinwohner von Bryce, die Paiute in diesen
Felsfiguren Menschen sahen, die von verärgerten Göttern in Stein verwandelt worden waren.) Wir flüchteten erst, als sich einige
Bauarbeiter mit Rüttlern an einem der Wege zu schaffen machten, was den Naturgenuß dann doch nachhaltig beeinträchtigte.
Weiter ging die Fahrt an den Natural Bridge Scenic-Point, von dem ich mich gar nicht mehr losreißen wollte, so herrlich war die Kombination
zwischen dem intensiv blau/weißen Himmel, den roten Felsen und den zitternden, gelben Blättern der Espen.
Mein Wetterfrosch Stefan beobachtete einstweilen die Lage am Himmel und wollte erst einmal bis ans Ende des Nationalparks fahren, in
der Hoffnung, daß wir dort noch ein wenig Zeit hätten, bevor uns die bereits heranziehende Unwetterfront erwischte und so war es - wir
hatten tatsächlich das Glück, auf unserer Wanderung um den Rainbow Point herum bis auf einen kurzen (dafür kräftigen) Hagelschauer
trocken zu bleiben. Während eines Aufwärm-Kaffees überlegten wir, was wir nun tun wollten.
Die Nacht hier auf einer Campsite zu verbringen hieße, bei Minusgraden würden wir wieder die Heizung brauchen, womit wieder nicht viel
Schlaf auf dem Programm stehen würde oder Alternativ tiefer zu fahren, in den Kodachrome NP.
Wir entschieden uns für die wärmere Variante, fuhren gemütlich wieder zurück, sahen bei einem Stop einigen Mule Deers beim Grasen zu und
waren recht bald im in der Tat sehr farbenprächtigen Kodachrome NP angekommen. Am Park Tor war die Reservierung einer Campsite kein
Problem, die wunderschön gelegen und sehr gepflegt ist und kamen erst einmal an.
Kaum hatten wir uns draußen gemütlich hingesetzt (es war glücklicherweise entschieden wärmer hier), flog durch die offene Türe ein relativ
großer Vogel ins WoMo und machte einen riesen Radau, bis wir ihn mit einiger Mühe wieder hinauskomplimentiert hatten. ;-)
Da ich nun ja eh schon stand, wuselte ich noch für ein Stündchen mit Kamera und Stativ umher, um dieser Bilderbuchlandschaft noch ein wenig
näher zu kommen, bevor ich uns Spaghetti mit Salat machte und wir uns nach einem Schlummertrunk in die Federn begaben.
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