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Tag 13
Kodachrome NP - Torrey
„So kann man sich täuschen“ wußten wir am nächsten Morgen, als wir nach einer weiteren durchdröhnten Nacht erst Mal einen seeehr starken
Kaffee brauchten. So angenehm die Temperatur am Abend noch gewesen war, so stark war sie in der Nacht gefallen – unter den Gefrierpunkt,
wie die überall präsente weiße Schicht draußen zeigte.
Wer nun meint „ja dann hättet Ihr eben im Alkoven schlafen müssen“ hat es noch nicht selbst versucht, denn ohne Isolierung ist eine
Zeltplane vermutlich dichter, mal abgesehen davon, daß man im Zelt darauf eingestellt ist und nen Schlafsack dabei hat, statt nur mit einem
dünnen Fleece-Haderl ausgestattet zu sein. ;-)
(Wir machten gedanklich zum wiederholten Mal den großen Vermerk, bei Gelegenheit nach Schlafsack oder Decken Ausschau zu halten!)
Wir ritten dann, dem am Vorabend gefaßten Plan gemäß los, machten im Kodachrome noch einige Abstecher und freuten uns schon wie die
Schnitzel auf die Route durch das Grand Staircase Escalante National Monument (auf die Slot-Canyons dort freute ich mich schon seit
Monaten) und da die Straße lt. aktuellen Angaben im Moment in sehr gutem Zustand sein sollte, hofften wir sehr, diese mit der dicken Berta
befahren zu können.
Nuuun, wir können uns definitiv nicht vorwerfen, es nicht einige km lang versucht zu haben, doch mit diesem WoMo-Monster war die Straße
einfach nicht zu befahren. Wir hatten wirklich Sorge, daß uns einfach der Aufbau abreißt, so verbog sich das WoMo bei jeder Bodenwelle.
„So ein Mist – 2 Nummern kleiner – wie bestellt – hätte die Sache ganz anders ausgesehen!“ So blieb uns nur, in 30 Zügen das Monster zu
wenden und umzudisponieren. *och Menno*
Führte unser Weg also zwangsläufig gleich in Richtung Capital Reef und die Straße #12 entschädigte uns sehr bald mit fantastischer Aussicht.
Ein wenig südlich von Boulder, auf dem Kamm einer geologischen Auffaltung, dem Hogback, verliert sich der Blick in der Ferne, immer wieder
nur von der gewundenen Straßenführung angezogen – ein Traum!
Die Straße schlängelt sich dann durch den hochgelegenen Dixie National Forest und bietet bei passendem Wetter sicherlich auch spektakuläre
Aussichten, doch hatte uns die Schlechtwetterfront eingeholt, es schüttete immer wieder wie aus Kübeln und der Wind wehte einen in Böen
fast um, kurzum mal wieder gräßliches Wetter!
Wir bogen unterwegs auf eine staatliche Campsite namens Singletree ab, bei der wir gleich sehr freundlich von einem Ranger begrüßt wurden,
der uns die Vorzüge dieser Campsite (die an diesem Tag zum letzten Mal für diese Saison geöffnet war, da der Wintereinbruch vor der Tür
stehe :-o) von herrlicher Aussicht bis Wasserfall anpries, die wir nach einem kurzen Fußmarsch jedoch wieder verließen, denn sie lag doch sehr
hoch und es waren sicherlich in diesem Moment schon höchstens noch 2-3 Grad über 0.
Wir fuhren weiter, hofften etwas tiefer auf wärmere Temperaturen und landeten im Örtchen Torrey, wo wir uns nach kurzer Suche für den
Thousand Lakes RV entschieden, vorher jedoch auf Empfehlung des Tankwartes noch einen kurzen Abstecher nach Bicknell machten, um im
dortigen Liqueur Store noch ein Fläschchen Wein zu besorgen. Wir hielten die Augen offen, ob denn hier nicht irgendwo ein Store zu
entdecken war, wo evtl. Decken zu bekommen wären, fanden aber leider nichts.
Die RV-Site bot super WLAN-Empfang und auch die Waschhäusl waren ganz o.k. Die angenehme Dusche wurde nur dadurch getrübt, daß die
Steckdosen nicht funktionierten, weshalb der Weg zurück zum WoMo mit nassen Haaren gefühlt noch kälter war als der Hinweg. ;-)
Wir haben es uns dann gemütlich gemacht, der Fernseher lief, was diesmal mich begeisterte, weil eine meiner Lieblings-Soaps lief, mit einer
Folge die bei uns erst Monate später ausgestrahlt werden würde und Stefan gemütlich im Internet surfte. Wir versuchten noch per Skype
meine Tante und Onkel in Seattle zu erreichen, doch sie waren wohl nicht zu Hause.
An unseren sonstigen Urlauben gemessen, ein ungewöhnlicher Abend!
Die Wettervorhersage, die Stefan online abgerufen hatte, („Aha, da hatte der Ranger doch Recht gehabt!“) versprach nichts Gutes – eine
Sturmfront wäre im Anmarsch! „Na prima, wir haben immer noch nix Wärmeres, gibt und gab ja auch weit und breit keine Einkaufsmöglichkeit
– wird eben mal wieder die Nacht durchgedröhnt!“
Kaum hatten wir uns ins Bett gelegt, kam der angekündigte Sturm auch schon!
Es wütete derart, daß ich dachte, jeden Moment würde das WoMo umkippen!
Die Windböen schüttelten uns, es hagelte, regnete wie verrückt und ich stand im 5 Minuten-Takt auf, um das Dachfenster über dem Bett
wieder vorsichtig zurechtzurücken, da es total verzogen war, nicht richtig einrastete und deshalb immer wieder aufsprang, was natürlich auch
dazu führte, daß es munter reinregnete – auf meine Seite natürlich! Kurzum – mal wieder eine Traumnacht!
Tag 14
Torrey – Capitol Reef NP – Goblin Valley
Total gerädert erhoben wir uns am nächsten Morgen und schlürften wortkarg unseren ersten Kaffee, doch der half auf nicht wirklich.
Wir fuhren wieder Richtung Tankstelle, holten uns im dort integrierten Subway ein Foodlong-Sandwich, noch 2 große Kaffee Latte, in der
Tourist Info nebenan einige Prospekte und fuhren derart ausgerüstet erst mal in den Capitol Reef NP. „Hmmm, bestimmt schön hier, wenn
man denn was sehen würde!“ Der Nebel hing tief, es regnete und die Sicht war während unseres Frühstücks auf die Lichter der
vorbeifahrenden Fahrzeuge beschränkt. Wie war das nochmal mit der Wetterstatistik für diese Jahreszeit? 15 bis 20 Grad im
Durchschnitt!?
„Was nun?“ Kurzer Kriegsrat („Haben wir Winterreifen?“- „Ja!“ „Bestens!“ ) weshalb wir uns entschieden, wieder den Boulder Mountain auf
dem Highway 12 hinauf zu fahren, über den wir am Vortag gekommen waren, da es dort heute nacht bestimmt geschneit hatte und die Espen
mit ihrem gelben Laub dann sicherlich prächtig aussehen müßten – mal vorausgesetzt, dort herrschte bessere Sicht als hier! ;-)
Gesagt, getan und siehe da, bis auf 2.400 m schneite es noch recht kräftig, wir wurden immer wieder von Kühen ausgebremst, die mit
Begeisterung an der Straße schleckten und uns so Gelegenheit gaben, die Espen mit ihren dicken Schneehäubchen zu bewundern.
Irgendwann waren wir aus den Wolken raus und befanden uns plötzlich im Winter-Wunderland bei strahlendem Sonnenschein und ca. 0 Grad.
Wir fuhren bis zum Summit-Point, der seinem Namen alle Ehre machte und genossen die Landschaft. Da es nach dem Summit Point wieder
hinunter ins andere Tal geht, drehten wir um, um uns langsam auf den Rückweg Richtung Capitol Reef zu machen, was allerdings dauerte,
sprangen wir unterwegs doch dauernd hinaus um die Stimmung und die Aussicht zu genießen!
Auf einem der Parkplätze wäre ich beinahe unfreiwillig nur auf Turnschuhen den Abhang hinunter gesurft, denn unter der dünnen
Schneedecke war dickstes Eis, so daß ich beim Aussteigen direkt automatisch bergab bis zur glücklicherweise dort stehenden Infotafel
schlitterte, die meine Talfahrt abbremste *puuh*!
Der Blick von unserem tiefverschneiten Aussichtspunkt auf die in der Ferne strahlenden farbigen Felswände des Capitol Reef Parks war schon
etwas ganz Besonderes, das uns sicherlich im Gedächtnis bleiben wird!
Apropo – wenn nun die Felswände zu sehen waren, mußten sich dort wohl zwischenzeitlich die Wolken aufgelöst haben - kombinierten wir und
fuhren weiter.
Es ging wieder bergab Richtung Torrey und auf die #24 in den Capitol Reef NP zurück, wo sich das Wetter wirklich etwas gebessert hatte,
da es zumindest trocken war und der Nebel sich gelichtet hatte. Der Brüller war es zwar noch immer nicht – denn der Wind pfiff wie verrückt
und wehte einen fast um – aber immerhin! ;-)
Wir wollten dann, den widrigen Wetterbedingungen zum Trotz, wenigstens eine der kleinen Wanderungen machen und hatten uns für die am
Capitol George Canyon entschieden, mußten jedoch nach recht kurzer Strecke schon abdrehen, da der Weg wegen Überschwemmung gesperrt
war! „Bbbbbb, o.k. ttttrinken wwwir eeben nnnen hhhheißen KKaaafffee im WwwwwoMo!“ ;-)
Wir folgten dem Verlauf der #24 weiter in Richtung Hanksville und bewunderten nach dem Verlassen des Parks die etwas eigenartige
Landschaft, die aus im Vordergrund saftig grünen Weideflächen und im Hintergrund aus schwarz-gräulichen Felsformationen aus Sandstein
bestand.
Bei der Tankstelle Hollow Mountain - die wirklich lustig mit Dino-Skeletten über dem Eingang angelegt ist und wo es einige Feuerwehrwagen zu
bewundern gibt - gab es einen kurzen Tankstopp und schon waren wir weiter unterwegs in Richtung Goblin Valley State Park.
Das Goblin Valley trägt seinen Namen der „Kobolde“ wegen, da die Unmengen an Sandsteinskulpturen, die die Erosion dort im Laufe der Zeit
geschaffen hat, die Fantasie anregen und in jedem Licht neue Figuren zu entdecken sind.
Es gibt dort einen asphaltierten Campground, bei dem wir die Wahl zwischen 3 Plätzen hatten und uns für die Nr. 24 am Rand entschieden.
Die Site hat einen hübschen Grillplatz, den Stefan gleich präparierte, während ich mich auf eine kleine Fotorunde aufmachte. Da jedoch
recht bald die Sonne unterging, marschierte ich wieder zurück und klapperte zurück bei der dicken Berta heftig mit den Zähnen, denn es war
schon wieder rattig kalt geworden. Auch Stefan hatte am Grill zwar eine warme Vorderseite - wenn auch durch den strammen Wind ordentlich
eingeräucherte – fror aber auch schon wieder wie ein Schneider- so daß wir mal wieder nur das Burger Fleisch grillten, der Rest aber im
WoMo vorbereitet und verzehrt wurde.
Zwischenzeitlich war es stockdunkel, so daß nur noch schnell die Bilddaten gesichert wurden, bevor wir wie die Steine ins Bett fielen.
Tag 15
Goblin Valley - Moab/Arches NP
Sehr früh stolperten wir aus den Federn, packten das Nötigste zusammen und Stefan fuhr uns im Halbschlaf zu den Goblins.
Wir waren die Ersten dort und fotografierten/filmten den Sonnenaufgang. Stefan war es dann zu kalt, er marschierte ins WoMo zurück, um
Kaffee zu kochen. Ich schüttete meinen Kaffee im Eilverfahren in mich hinein, während ich mir nur kurz noch ein Stirnband schnappte und
schon wieder auf dem Weg hinab ins Valley war, um noch einige Kobolde auf die Speicherkarte zu bannen.
Ein wirklich besonderer Platz, an dem ich mich trotz der Eiseskälte tagelang hätte aufhalten können, gab es doch überall neues zu entdecken.
Hier eine riesige Steinschnecke, dort ein tanzender Troll, eine Sphinx oder ein Drache, eine Wüstenblume, etc.
Ich wanderte nach ca. 2 Stunden wieder zurück zum WoMo, wo mich Stefan schon sehnlichst erwartete, war er doch schon so gespannt auf
unser heutiges Tagesziel, den Arches National Park.
Wir fuhren also - in meinem Fall mit schwerem Herzen, denn ich hätte es gut und gerne noch einen Tag länger hier ausgehalten - wieder raus
aus dem Park, zurück auf die #24, dann auf die #70 bis zur Crescent Junction und von dort auf der #191 South bis nach Moab, dem
Einfallstor zum Arches NP. Dieses kleine Städtchen ist voll auf den Parktourismus eingerichtet. Man kann hier alle erdenklichen Exkursionen
buchen. Ob man nun Mountainbikes, Quads, Jeeps, ein Kanu oder Pferd mieten möchte - alles kein Problem. Auch Rafting-Touren,
Hubschrauberflüge oder Ballonfahrten werden angeboten. Entlang der Hauptstraße reiht sich eine Company an die andere. Das Ganze dann
selbstverständlich noch um Souvenir-Läden, Mall, Tankstellen und Campsites ergänzt.
Kurzum - man ist von dem Trubel dort erst einmal völlig erschlagen! ;-)
Nachdem wir uns einige Campsites angesehen haben, buchten wir uns an der Mainstreet im Canyonland Camp ein.
Web, Duschen + Stellplatz für 39,- $ - tipptopp und alles funktionierte bestens.
Nach einem Päuschen düsten wir in den Arches Nationalpark. Die Frage beim Infocenter dort, nach Camp-Facilities für die nächsten Tage
wurde leider mit "fully booked - 4 days in advanced required" beantwortet - hmm, schade!
Nun, half ja nix, schraubten wir uns mit der dicken Berta also erst einmal die Serpentinen hinauf und stoppten zur Orientierung am
Courthouse Towers Viewpoint. So ganz überzeugt waren wir von diesem Landstrich jedoch erst ab dem Garden of Eden-Viewpoint, wo ich dann
auch mal in Ruhe mit dem Stativ werkeln konnte.
Wir "arbeiteten" uns bis zu den Window Arches vor, dann drehten wir für diesen Abend um.
Zurück an der Campsite stellten wir fest, daß diese leider keine Grillstelle bot, deshalb gab´s Suppe und gut!
Da die Anzeigetafel der dicken Berta schon wieder verrückt spielte, fuhren wir an die Rückseite der Campsite zur Dumping-Station, die ein
wenig Rangierarbeit voraussetzte und dann erstaunlicherweise die erste mit technischen Zicken war, so daß wir im Anschluß beide triefend naß
waren, da der Schlauch sich mit Karacho von der Schelle gelöst hatte - na bravo! ;-)
Ich war jedoch völlig abgelenkt von der Tatsache, daß auf der anderen Seite des Zauns im hiesigen Football-Stadion wohl die Vorbereitungen
für das Freitagabend High-School-Football-Spiel liefen, das ich mir live nicht entgehen lassen wollte, weshalb ich also immer wieder mal nach
hinten lief und Stefan bezirzte mitzugehen, als es endlich losging.
Also ich fand es einfach superkultig - so typisch Amerika wie es leibt und lebt!!!
Es roch nach Popcorn, Hotdogs und "Turnhalle" ;-), die Tribünen waren voll mit Eltern, Freunden, Geschwistern, die alle mit passenden
Fähnchen "bewaffnet" waren und Ihre Mannschaft lautstark anfeuerten. Seltsam war, daß auf der Tartanbahn rund ums Spielfeld die Leute
rumlatschen durften?! Dort waren auch die örtlichen Cheerleader plaziert, die immer wieder ihre Einlagen zum Besten gaben, in den doch
erstaunlich langen Pausen zwischen den Spielzügen. Ich kannte Football aus dem Fernsehen bisher immer als recht actionreich, doch liegt das
wohl an den Zusammenschnitten der Berichterstatter, denn live waren die Mannschaften kaum angelaufen, der Ball kurz in der Luft, waren die
Spieler schon auf einem Haufen aufgestapelt, die Schiedsrichter pfiffen und bis wieder alle Spieler aufgeräumt an Ihren neuen Plätzen
standen, konnten durchaus Minuten ins Land gehen! :-o
Ich für meinen Teil fand es trotzdem aufregend, mitten drin zu sein und sozusagen den echten Puls dieses Landes zu fühlen, doch Stefan
murmelte ununterbrochen vor sich hin, was das denn für ein elends, stinklangweiliger Schmarrn wäre, da wäre ja Fußball noch spannender, und
was man nicht alles für die Frau so auf sich nehmen würde, …. ;-)
Da wir seitlich schon mißtrauisch beäugt wurden - ich vermutete schon, daß jemand dort durchaus ein paar Brocken Deutsch verstand und
wollte vermeiden, daß der Vater eines als unterbelichteten Langweilers betitelten Spielers Stefan eins auf die Nase geben wollte - willigte ich
etwas unwillig ein, diesen Ausflug zu beenden und mit Stefan den Rückzug anzutreten. ;-)
Hier geht´s weiter zu: Teil 2